Philosophie an der GSG
In diesem Artikel möchte wir Ihnen das Fach Philosophie an unserer Schule vorstellen. Dabei soll es um die Rahmenbedingungen des Faches an unserer Schule gehen, um die inhaltlichen Seiten des Philosophieunterrichts und um die Verbindung des Philosophieunterrichts zu anderen Fächern unserer Schule. Eine genauere Übersicht über die Themen des Philosophieunterrichts finden Sie in unserem schulinternen Curriculum des Faches Philosophie.
Die Rahmenbedingungen des Faches
Philosophie wird derzeit an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in den Jahrgangsstufen 11 und 12 zeitlich parallel zum Religionsunterricht angeboten. Die Teilnahme an einem der beiden Fächer ist verpflichtend.
Die inhaltlichen Seiten des Philosophieunterrichts
Philosophie bedeutet wörtlich übersetzt „Liebe zur Weisheit“. Ein Philosoph ist demnach ein Mensch, der nach Weisheit sucht. In erster Linie heißt das, dass eine Philosophin oder ein Philosoph die alltäglichen Gegebenheiten des Lebens nicht einfach so hinnimmt, wie sie sind, sondern sie hinterfragt. Eine der wichtigsten Fragen unseres Faches lautet daher: „Was ist eigentlich x? Was bedeutet x?“ Auf die vier Halbjahre in den Jahrgangsstufen 11 und 12 und in Übereinstimmung mit den Richtlinien des Faches Philosophie in der gymnasialen Oberstufe des Landes NRW bezogen lässt sich diese Frage konkretisieren:
Der Einführungskurs in 11.1 soll den Schülerinnen und Schülern die fachspezifischen Methoden und Inhalte unter der Fragestellung „Was ist Philosophie?“ näher bringen,
der Anthropologiekurs in 11.2 geht der Frage nach, was eigentlich den Menschen zum Menschen macht und ihn von anderen Lebewesen unterscheidet,
der Ethikkurs in 12.1 stellt die Frage nach dem richtigen Handeln und den Grundsätzen des menschlichen Handelns in der Gesellschaft und
die Staatsphilosophie in der 12.2 fragt danach, worin eigentlich das Wesen eines Staates besteht und wie er beschaffen sein sollte.
In allen Kursen bildet der lebensweltliche Bezug der Schülerinnen und Schüler einen festen Bestandteil und wiederkehrenden Ausgangspunkt für den Unterricht. In der Auseinandersetzung mit den jeweiligen thematischen Schwerpunkten sollen die Schülerinnen und Schüler dabei die Positionen, Haltungen und Argumente der zweieinhalbtausendjährigen philosophischen Tradition kennen lernen. Die entsprechenden Philosophen treten somit nicht als Autoren antiker, neuzeitlicher oder gegenwärtiger Werke auf, sondern sollen von den Schülerinnen und Schülern als Gesprächspartner im Dialog um ihre eigenen Fragen erfahren werden. Die Erarbeitung traditioneller Positionen erfolgt dabei problem-, projekt- und produktorientiert.
Die Verbindung des Philosophieunterrichts zu anderen Fächern unserer Schule
Die Philosophie erfüllt eine wichtige Funktion im Fächerkanon unserer Schule, indem sie Inhalte und Themen anderer Fächer vertieft, vorbereitet und ergänzt:
Wie für kaum ein anderes Fach ist für die Philosophie die Bedeutung der Worte elementar. Sie vermittelt daher in besonderem Maße Sprachkompetenz und steht daher dem Deutschunterricht besonders nahe.
Im Rahmen des Anthropologiekurses werden Fragen aufgegriffen, die ebenfalls in der Biologie bedeutsam sind.
Der lebensweltliche Hintergrund von Fragen und Antworten von Philosophen nach dem Wesen des Menschen und den Bedingungen und Funktionen des Staates verbindet das Fach Philosophie mit dem Fach Geschichte.
Die Ethik verbindet über den sozialen und anthropologischen Aspekt die Fächer Philosophie und Pädagogik miteinander.
Schließlich stellt die Kunst in ihren Werken menschliche Probleme und Bedingungen dar, die mit philosophischen Themen und Fragestellungen in engster Verbindung stehen.
Internes Curriculum Philosophie
11.1 Einführung in die Philosophie: Formen des Philosophierens
Der Schwerpunkt des Einführungskurses liegt auf methodischen und formalen Aspekten des Philosophierens. Die Schülerinnen und Schüler sollen anhand exemplarischer Gegenstände in die zentralen philosophischen Bereiche (Erkenntnistheorie, Ethik, Anthropologie) eingeführt werden und dabei die verschiedenen Arten des Philosophierens kennen lernen und anwenden. Anhand welcher Texte und Problemstellungen (etwa: Glück, Wahrheit, das Gute, Gerechtigkeit usw.) in die zentralen Methoden des Philosophierens eingeführt wird, soll nicht festgelegt werden.
Die im Folgenden angesprochenen Methoden bilden die Grundlage des philosophischen Arbeitens in den folgenden Halbjahren.
1. Begriffslehre
Die Schülerinnen und Schüler üben verschiedene Möglichkeiten der Begriffsklärung ein:
- Definition (intensional und extensional)
- Beispiele
- Vergleiche
- Inhalt und Umfang von Begriffen
- Ober- und Unterbegriff
- Arbeit mit Lexika
2. Logik
Die Schülerinnen und Schüler wenden folgende Begriffe an:
- 1. und 2. Prämisse bzw. Obersatz und Untersatz
- Konklusion
Die Schülerinnen und Schüler lernen Fehlschlüsse kennen und werden mit den wichtigsten Grundsätzen des Denkens vertraut gemacht:
- Satz vom Widerspruch
- Satz vom ausgeschlossenen Dritten
3. Rezeption von Texten
Die Schülerinnen und Schüler sollen
- zentrale Begriffe markieren
- Zwischenüberschriften finden
- Inhalte wiedergeben
- Sprechakte mithilfe von performativen Verben bestimmen
- verschiedene Argumentationstypen aufweisen
- Metaphern, Bilder, Gleichnisse auflösen
- wechselnden Begriffsgebrauch kritisieren
- Widersprüche und unzulässige Verallgemeinerungen aufdecken
- auf argumentative Sprünge aufmerksam werden
4. Produktives Philosophieren
Die Schülerinnen und Schüler
- führen Gedankenexperimente zur Klärung philosophischer Fragen durch
- visualisieren abstrakte Begriffe und Gedankengänge
- erstellen mind maps
- erörtern philosophische Fragen und Allgemeinbegriffe im gemeinsamen Gespräch
11.2 Probleme der Bestimmung des Menschen (Philosophische Anthropologie)
Was ist der Mensch? Wie frei ist der Mensch?
- Der Mensch als kulturbestimmtes und kulturbestimmendes Wesen
- Der Mensch als Naturwesen
- Der Mensch als erkennendes und denkendes Lebewesen, das metaphysische Fragen stellt
- Freiheit und Determination / Das Problem der Freiheit
12.1 Probleme menschlichen Handelns (Ethik)
1. Oberste Zwecke, Normen, Werte und Prinzipien des Handelns
2. Begründung und Rechtfertigung sittlich-praktischen Handelns:
- Utilitarismus:
- Bentham, Eine Einführung in die Prinzipien der Moral (Obligatorik),
- Mill (Obligatorik)
- Deontologische Ethik: Der kategorische Imperativ nach Kant
- Auszüge aus der „Grundlage der Metaphysik der Sitten“
- Auszüge aus der „Kritik der praktischen Vernunft“ (Obligatorik)
- Angewandte Ethik: Bioethik
- Jonas, Das Prinzip Verantwortung
- Singer, Praktische Ethik
12.2 Probleme des Rechts, des Staates und der Gesellschaft (Staatsphilosophie)
Der moderne Staat und die Entstehung der Menschenrechte
- Recht und Gerechtigkeit
- Begründung und Rechtfertigung des Rechts, kritische Analyse von Rechtssystemen
- Begründung, Rechtfertigung und kritische Analyse von politischen Ordnungen
- Verhältnis von Individuum, Gesellschaft und Staat:
- Hobbes, Leviathan (Obligatorik)
- Locke, Zwei Abhandlungen über die Regierung (Obligatorik)
- Kant, Zum Ewigen Frieden
In 12.2 sollen neben Texten der klassischen Staatsphilosophie (z.B. Hobbes, Locke, Rousseau) auch aktuelle Fragen der Staatsphilosophie behandelt werden - etwa die Frage nach der Geltung der Menschenrechte und den Problemen der repräsentativen Demokratie (Agnoli)
Mehr zu: