Auflehnung gegen NS-Diktatur

Die Geschwister Scholl gehörten zu den Widerstandskämpferinnen und -kämpfern im Dritten Reich, die den Mut hatten, sich gegen die brutale und verbrecherische NS-Diktatur aufzulehnen. Hans Scholl (*22.9.1918), Student der Medizin, und seine Schwester Sophie (*9.5.1921), Studentin der Biologie und Philosophie, machten zunächst begeistert in der Hitlerjugend mit. Nach ersten Erfahrungen als Sanitätsfeldwebel während des Kriegseinsatzes in Frankreich und als Mediziner in der Münchner Studentenkompanie an der Ostfront wurde Hans Scholl klar, „dass es nur noch ein Mittel zur Erhaltung der europäischen Idee gebe, nämlich die Verkürzung des Krieges. „Andererseits war mir die Behandlung der von uns besetzten Gebiete und Völker ein Gräuel. … So kam ich auf die Idee, Flugblätter zu verfassen und zu verfertigen“ (Hans Scholl, Gestapo-Verhörprotokoll, 20. Februar 1943).

 

“Man muss etwas machen”

Im Frühsommer 1942 erschienen die ersten Flugblätter in München und anderen süddeutschen Städten. Als Sophie Scholl erfuhr, dass ihr Bruder zu den Mitverfassern gehörte, schloss sie sich der von ihm gegründeten Widerstandsgruppe „Die weiße Rose” an und beteiligte sich an der Herstellung und Verbreitung der Flugblätter: „Man muss etwas machen, um selbst keine Schuld zu haben” (Sophie Scholl, in: Vinke, Hermann, Das kurze Leben der Sophie Scholl, Ravensburg 1987,S. 127)

Außer den Geschwistern Scholl waren die Medizinstudenten Christoph Probst, Alexander Schmorell, Willi Graf und der Professor Kurt Huber in der „Weißen Rose” aktiv.

Sechs Flugblätter

Insgesamt verbreitete „Die weiße Rose” sechs Flugblätter, in denen die Gruppe zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus aufrief, die Lügen der Propaganda entlarvte und den Massenmord an den polnischen Juden anprangerte. Die Flugblätter wurden auf Schreibmaschine geschrieben und mit einem Hektographierapparat vervielfältigt. Schon die Beschaffung dieses Gerätes, von Farbe, Papier und Briefmarken stellte eine Gefahr für die Gruppe dar. Die Flugblätter wurden heimlich bei Nacht verteilt oder zur Tarnung aus verschiedenen Städten mit der Post versandt.

Im ersten Flugblatt der „weißen Rose” hieß es: „Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique regieren zu lassen.” Im zweiten: „Warum verhält sich das deutsche Volk angesichts all dieser scheußlichsten, menschenunwürdigsten Verbrechen so apathisch?” Die Widerstandsgruppe schrieb im Februar 1943 in nächtlichen Aktionen Parolen an Hauswände und den Eingang zur Münchner Universität: „Freiheit” und „Nieder mit Hitler” war dort zu lesen.

Das sechste Flugblatt wurde für den 18. Februar 1943 vorbereitet, das unter anderem diesen Aufruf enthielt: „Im Namen der ganzen deutschen Jugend fordern wir von dem Staat Adolf Hitlers die persönliche Freiheit, das kostbarste Gut des Deutschen zurück, um das er uns in erbärmlichster Weise betrogen hat.”

Die Geschwister Scholl wollten zusammen mit Christoph Probst dieses Flugblatt in der Münchner Universität während der Vorlesungen verteilen und auslegen. Dabei wurden sie von einem Hausdiener entdeckt, der sie festhielt und bei der Gestapo denunzierte.

Vor dem “Blutrichter”

Bereits am 22. Februar 1943 standen alle drei als Angeklagte vor dem Volksgerichtshof. Die Verhandlung führte der „Blutrichter” Roland Freisler, der für seine Brutalität bekannt war. Sophie Scholl bekannte sich zu den Flugblattaktionen: „Was wir sagten und schrieben, denken ja so viele, nur wagen sie nicht, es auszusprechen.”


Noch am selben Tag verkündete Freisler die Todesurteile gegen die Geschwister Scholl und Christoph Probst. Nach 17.00 Uhr wurden die drei Freunde im Gefängnis München-Stadelheim enthauptet. Im Angesicht des Fallbeils rief Hans Scholl:

„Es lebe die Freiheit!”

Am 19. April 1943 wurden die anderen Mitglieder der „Weißen Rose”, Alexander Schmorell, Willi Graf und Prof. Kurt Huber, zum Tode verurteilt. Das Gedenken an die Geschwister Scholl ist gleichzeitig Verpflichtung zur Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus und zur Wachsamkeit gegenüber allen undemokratischen Tendenzen und Erscheinungen.

Die Erziehung zur Freiheit, zur Verantwortung für unser Gemeinwesen und unsere Demokratie sehen wir als Auftrag für die Arbeit an dieser Schule.